Karola: Mit Gebeco und Plan im Oktober 2015 nach Nepal

Seit 2005 unterstützen mein Mann und ich ein Patenkind bei Plan. Bis 2009 Juli in Peru, bis heute Doan in Vietnam.

Wir haben mit Plan schon einiges erlebt:

– 2012 besuchten wir unser Patenkind in Vietnam und sahen dort, wie vor Ort, zum Beispiel im Kindergarten, gearbeitet wird,

– 2014 waren wir mit anderen Aktionsgruppenmitgliedern in Mansa im Norden von Sambia und besuchten dort das Because I am a Girl –Projekt „Berufliche Perspektiven eröffnen“,

– 2015 waren wir im Rahmen einer Plan-Patenreise in Nepal. Und dass, obwohl wir kein Patenkind in Nepal haben.

Die Rundreise durch Nepal

Tempel mit Gebetsfahnen in BandipurDie Reise nach Nepal vom 18.10. bis 30.10.2015 wurde von uns bereits im Januar 2015 gebucht. Im April und Mai waren die Erdbeben, die große Zerstörungen in Nepal verursachten. Gerade auch im Projektgebiet Makwanpur, das wir mit Plan besuchen wollten. Natürlich haben wir überlegt, ob wir die Reise antreten sollen. Am Ende haben wir uns dafür entschieden und es nicht bereut.

Gebeco, der Länderspezialist für Gruppen- und Individualreisen aus Kiel, hat die Rundreise durch Nepal sehr gut organisiert.

Neben Kathmandu und dem Durbar Square mit seinen nach dem Erdbeben für Touristen wieder zugänglich gemachten Palästen und Tempeln besuchten wir die buddhistische Stupaanlage von Swayambunath und Pashupatinath, den Verbrennungsort am Bagmati-Fluss und heiligsten Tempel für die Hindus. In der ehemaligen Königsstadt Bhaktapur haben wir gesehen, welche Anstrengungen von den Nepalesen unternommen werden, die nach dem Erdbeben zerstörten Tempel und Anlagen für Besucher wieder herzustellen. Viele Einwohner leben nach wie vor in Zelten und wissen nicht, wo sie ihre Häuser wieder aufbauen können.

Über Pokhara, wo wir zum Beispiel in Sarangkot einen Sonnenaufgang über den Gipfeln des Annapurnamassivs beobachteten, ging es nach Bandipur, ein Bergdorf auf dem Weg in den Chitwan-Nationalpark. Dort konnten wir unter anderem ein Nashorn in freier Wildbahn beobachten, Blutegel am Körper „erleben“ und auf Elefanten reiten.

Während der ersten Tage unserer Rundreise fand in Nepal das Dashain-Fest, ein wichtiges Hindu-Fest, vergleichbar mit Weihnachten, statt. Es symbolisiert den Sieg des Guten über das Böse. 2015 wurde das Fest vom 13. bis 26.10. gefeiert, wobei der Höhepunkt am 9. und 10. Tag stattfindet. An Dashain versuchen viele Nepalesen bei ihren Familien zu sein. Es ist Tradition, neue Kleidung zu tragen und ein großes Festmahl abzuhalten. Leider war das Fest in diesem Jahr für viele Nepalesen sehr traurig, da sie aus Kraftstoffmangel ihre Familien nicht besuchen konnten. Es fuhren keine Busse und an den Tankstellen gab es lange Warteschlangen. Durch den Mangel an Gas konnte teilweise nur mit Holz gekocht werden und demzufolge gab es auch keine großen Festmahle.

An Feiertagen gibt es im ganzen Land viele Schaukeln, die aus Bambus und Kokosseilen zusammengebaut werden. Sie sind von vielen Nepalesen, großen und kleinen, umringt. Nach Ansicht der Menschen werden alle schlechten Gefühle fortgenommen und durch neue, lebensspendende Gefühle ersetzt wenn man beim Abschwingen auf der Schaukel den Boden verlässt.

Das Treffen mit den Plan-Mitarbeitern

Nach unserer bis dahin schon sehr erlebnisreichen Rundreise durch Nepal ging es weiter nach Hetauda, der größten Stadt im Distrikt Makwanpur. Hier sollte der von allen mit großer Spannung erwartete wichtigste Teil unserer Reise, der Besuch von Plan-Projekten und das Treffen mit den Patenkindern stattfinden. Zwei volle Tage waren dafür geplant.

Nachdem wir gegen Mittag ankamen und unsere Zimmer bezogen hatten, unternahmen wir einen ersten Rundgang durch die Stadt. Hetauda ist keine touristische Metropole, aber eine sehr lebendige, quirlige Stadt mit vielen kleinen Läden entlang der beiden Hauptstraßen, die sich inmitten der Stadt kreuzen. Wahrscheinlich kommen kaum Europäer in diese Gegend. Wir, mit unserer hellen Haut, wurden bestaunt und freundlich begrüßt.

Am Nachmittag begann dann der offizielle Teil unseres Patenkindbesuchsprogramms. Wir trafen uns mit den Plan-Mitarbeitern aus Nepal und Hamburg zu einem Meeting im Hotel. Von den nepalesischen Plan-Mitarbeitern wurden wir ganz herzlich entsprechend ihrer Tradition begrüßt. Nach der Grußgeste „Namasté“ -„Ich grüße das Göttliche in dir“ wurde auf unsere Stirn mit roter Pulverfarbe der Segenspunkt, ein Tika, aufgebracht. Danach bekamen wir einen traditionellen Seidenschal um den Hals gelegt und einem Blumenstrauß überreicht.

Die Plan-Mitarbeiter informierten uns über den Ablauf der nächsten Tage und fragten nach, ob alle schon die Geschenke für ihre Patenkinder eingekauft hätten. Da es da noch einigen Bedarf gab, wurde vereinbart, sich in zwei Stunden wieder zu treffen. Wie es so üblich ist, bringen Gäste Geschenke mit. Also mussten für die einzelnen Projektgruppen, die wir am nächsten Tag besuchen wollten, noch Geschenke besorgt werden. Die Gruppen hatten ihre Wünsche geäußert, was sie gebrauchen könnten. Wir legten also zusammen und die Plan-Mitarbeiter gingen die Sachen einkaufen.

Am frühen Abend trafen wir uns dann alle wieder und erfuhren von den Plan-Mitarbeitern aus Nepal wissenswertes über die Arbeit von Plan in Nepal und speziell im Projektgebiet Makwanpur, das wir an den nächsten zwei Tagen besuchen sollten. Nach dem offiziellen Teil konnte man bei Kaffee und Tee miteinander ins Gespräch kommen, individuelle Fragen stellen und das Gehörte verarbeiten.

Der Besuch im Projektgebiet in der Nähe von Namtar

Am ersten Tag besuchten wir drei Dörfer. Interessant und für uns ganz ungewohnt war schon die Anreise zum ersten der Dörfer – nach der gut ausgebauten Passstraße sollte es über eine enge, teilweise nur einspurig befahrbare unbefestigte Straßen weiter gehen. Zwei Busse waren an der Gablung schon an uns vorbei gefahren, voll gestopft mit Menschen im Bus und auf dem Dach. Ein weiterer Bus sollte noch kommen. Den sollten wir abwarten. Aber es kamen nur Menschen, ein Teil der Fahrgäste. Da uns das alles zu lange dauerte machten wir uns zu Fuß auf den Weg. In einer Kurve sahen wir dann den Bus, der mit seinen vielen Fahrgästen den Anstieg nicht schaffte. Wir liefen zum nächsten Dorf und warteten dort auf unsere Autos. Hier kamen wir mit einigen Anwohnern ins Gespräch. Als wir ihnen erzählten, warum wir in ihrer Gegend waren, gab es eine große Überraschung für uns. Unsere Gesprächspartner kannten das Kinderhilfswerk Plan. Ein Kind der Familie war sogar ein Patenkind.

Nachdem endlich die Autos kamen ging unsere Fahrt weiter. Im Dorf angekommen sahen wir uns zuerst die von Plan gebaute Wasserversorgung an. Für jeweils sieben Familien gab es eine Wasserstelle. Alle Wasserstellen befanden sich entlang der Dorfstraße. Weiter ging es dann zur Gesundheitsstation, die gleichzeitig auch Geburtsstation war. Hier wurden wir ganz herzlich von Mitarbeitern und dem Schulleiter der örtlichen höheren Schule begrüßt. Es gab Blütenketten, rote Punkte und Blumensträuße. Der Schulleiter gab uns einen kurzen Überblick über das Konzept der Gesundheitsstation und die zunehmende Akzeptanz durch die Bevölkerung in den letzten Jahren. 22,4 % der Entbindungen fanden 2014 in der Geburtsstation statt. 2010 waren es 9 %. Dadurch ist zum Beispiel die Kinder- und Müttersterblichkeit in den letzten Jahren stark gesunken. Wir sahen uns die Räumlichkeiten an und übergaben zum Abschluss unseres Besuches unser mitgebrachtes Geschenk, einen Wasserfilter, der dringend benötigt wurde. Herzlich wurden wir verabschiedet.

Weiter ging es die Dorfstraße entlang zum nächsten Projekt, einer Spargruppe. Die Frauen der Gruppe begrüßten uns ebenfalls traditionell. Wir hatten den Hals voller Blumenketten.

Voller Stolz wurde uns die Bankfiliale mit dem Tresor gezeigt, die die Spargruppe mit Unterstützung von Plan gebaut hat. Im an die Bank angrenzenden Raum versammelten wir uns dann alle und die Sprecherin der Spargruppe berichtete uns von der Arbeit der Gruppe und ihren Erfolgen. So wurden Kredite zum Beispiel ursprünglich nur an Frauen vergeben. Heute nehmen viele junge Männer Kredite auf um dann ins Ausland zu gehen und dort zu arbeiten. Nachdem noch unsere Fragen beantwortet worden waren, mussten wir uns leider verabschieden. Wir übergaben den Frauen der Spargruppe natürlich auch ein Geschenk. Sie hatten sich Geschirr gewünscht. Zur Verabschiedung erhielten unsere Männer ein Topi (nepalesische Kopfbedeckung) und wir Frauen ein wunderschönes kleines Täschchen für Geld oder Schmuck, das man mit jeweils zwei Schnüren öffnen und schließen konnte. Natürlich durfte das obligatorische Abschiedsfoto nicht fehlen. Auf dem waren aber hier vor allem die Frauen der Spargruppe und unsere Männer zu sehen. Zur Erinnerung an unseren Besuch erhielt die Spargruppe noch ein paar ausgedruckt Foto von allen.

Auf dem Weg zu den Autos kamen wir an kleinen Geschäften neben der Bank vorbei. Die Schneiderei und einige kleine Läden konnten mit Hilfe von Krediten der Spargruppe aufgebaut werden. In einem der Läden kauften wir dann noch ein paar Kleinigkeiten ein. Da der Zeitplan sehr eng war, mussten wir aber leider weiter.

Die Dörfer im Erdbebengebiet

Wir fuhren wieder zurück durch das Flussbett und dann über die etwas abenteuerliche Straße bis zur Weggabelung. Auf der Asphaltstraße ging es dann über Serpentinen hinauf zum Pass.

Kurz vor der Passhöhe besuchten wir auf 2418 m Höhe das zweite Dorf. Durch das Erdbeben im April wurden die Häuser zerstört und nun lebten die Bewohner in Zelten und Wellblechbaracken. Die Regierung hatte zwar versprochen, die Erdbebenopfer zu unterstützen, aber bis zum Zeitpunkt unseres Besuches hatte sich noch nichts getan.

An einer der ersten Baracken befand sich ein großes Plakat. Auf ihm wurde mitgeteilt, dass es sich hier um eine Notunterkunft handelt und wie man sich untereinander verhalten sollte. Da sich das „provisorische Dorf“ abseits der Zivilisation befand, gab es Strom über eine Photovoltaikanlage und Wasser über einen Schlauch. Trotz der widrigen Umstände unter denen die Bewohner hier lebten wurden wir auch hier ganz herzlich begrüßt und mit Blumen geschmückt.

Nach der Begrüßung stellten sich die Kinder des Dorfes in Reih’ und Glied auf. Die Erwachsenen waren auch alle versammelt und standen etwas abseits. Einige Mädchen in farbenfrohen Kleidern führten uns einen Tanz vor. Alle, auch die Zuschauer, waren mit Begeisterung dabei. Am Ende, das etwas abrupt war, da die Batterien des CD-Players entladen waren, gab es riesigen Applaus.

Anschließend sahen wir uns etwas um. Plan hat in diesem Dorf ein „Child Friendly Spaces“ eingerichtet. In dem kinderfreundlichen Bereich können die Kinder die Ereignisse der Vergangenheit mit Liedern, Tänzen und Spielen aufarbeiten. Es gibt Bereiche zum Lernen, so dass Kinder, deren Schulen zerstört oder beschädigt worden sind, weiterhin lernen können. Damit wird weiterhin ein geregeltes Leben gewährleistet.

Nach einem kleinen Fußballspiel verabschiedeten wir uns mit Süßigkeiten, Stiften und Luftballons von den Kindern des Dorfes.

Weiter ging unsere Fahrt zum Mittagessen. Wir waren immerhin schon sieben Stunden unterwegs und unser Frühstück lag schon einige Zeit zurück. Im Everest Panorama Resort, einer Hotel- und Bungalowanlage kurz nach der Passhöhe, waren die Tische für uns gedeckt. Bei guter Sicht hat man, wie der Name der Anlage schon sagt, einen Blick auf den Mount Everest. Leider hatten wir kein Glück. Durch die großen Panoramafenster sahen wir während des Essens nur Dunst.

In Nepal wird es gegen 18 Uhr dunkel und da wir noch ein Dorf besuchen wollten, machten wir uns nach dem Mittagessen und einem Kaffee schnell wieder auf den Weg.

Jetzt ging es von der Gaststätte über die Passhöhe Simbhanjyang in 2488 m Höhe die Straße bergab zurück bis zu unserem Ziel. Das Dorf befand sich auf ca. 2000 m Höhe. Von der Hauptstraße aus, an der sich ein Hinweisschild auf ein „Child Friendly Spaces“ befand, ging es einen steilen, teilweise unbefestigten Pfad hinauf bis zu den Wellblechhütten der Dorfbewohner. Das Dorf befand sich auf einem Bergrücken. Vom Tal stieg Nebel auf, so dass die Umgebung recht gespenstig aussah. Auf der dem Dorf gegenüberlegenden Seite, einer anderen Anhöhe, konnte man Ruinen des ehemaligen Dorfes sehen.

Von den Anwohnern wurden wir auch hier ganz herzlich begrüßt. Neugierig beobachteten uns die Kinder und auch die Erwachsenen. Drei der jungen Mädchen in farbenfrohen Gewändern hatten einen Tanz einstudiert, denn sie uns vorführten. Am Ende zogen sie einige von uns in den Kreis und alle tanzten gemeinsam. Natürlich hatten wir für die Bewohner des Dorfes auch ein Geschenk mitgebracht, das wir nun überreichten. Nach einer dreiviertel Stunde mussten wir aufbrechen. Zur Abschied gab es einen selbst gebrannten Reisschnaps.

Beim Abendessen in einem Lokal außerhalb von Hetauda ließen wir den Tag Revue passieren. Das heutige Besuchsprogramm hat uns alle stark beeindruckt, einmal die herzliche Begrüßung durch die Dorfbewohner und die die Arbeit, die Plan vor Ort leistet. Wir machten uns nun Gedanken, wie der morgige Tag ablaufen würde. Wir gehen in eine Schule, werden dort bestimmt mit einem Programm begrüßt und treffen dann dort die Patenkinder. Wie wollen wir uns für die Gastfreundschaft revanchieren? Thomas hat sich vorbereitet. Er will mit einigen Schülern ein Spiel spielen und hat schon die Materialien, die er dafür braucht, eingekauft. Wir überlegen, was man noch für alle machen kann. Und haben dann die Idee: Wir singen ein Lied bzw. einen Kanon! Und beginnen gleich mit der Auswahl. „Bruder Jacob“ und „Der Hahn ist tot“ werden geübt. Boris als Chorleiter hat alles im Griff. Hoffentlich klappt das morgen auch so gut. Gesine, Ute und Claudia wollen noch ein Kinderlied mit „Körpereinsatz“ singen – „Was müssen das für Bäume sein“. Wir finden ihre Darbietung ganz lustig.

Beruhigt können wir ins Bett gehen, denn morgen wird ein emotional anstrengender Tag.

Der Besuch in der Schule 

Nach dem Frühstück geht es los. In den großen Taschen und Beuteln sind Geschenke für die Patenkinder und deren Eltern und natürlich auch für die Schule. Mit den Autos fahren wir eine knappe Stunde bis dorthin. Da Ohm, unserer Reiseleiter bei uns mitfährt, halten wir unterwegs noch in einem Dorf an. In einem kleinen Laden wird in einem offenen Kessel Büffelkäse gekocht, eine Spezialität. Ohm kauft Käse für zuhause und wir dürfen kosten. Prima!

Auf der Dorfstraße vor der Schule werden wir schon erwartet. Das ganze Dorf muss da sein. Wir werden herzlich begrüßt. Vom Schulleiter erhalten wir ein Tika, dann einen Seidenschal und von jungen Mädchen den „Rosenkranz“, die Kette aus Tagetesblüten. Dann geht es zur Schule. Auf dem Weg von der Straße zum Schulgelände stehen die Schüler in einer ca. 200m langen Reihe Spalier. Wir müssen da durch. Das alles ist schon sehr beeindruckend und geht einem sehr nah. Die Schüler aus allen Altersklassen in ihrer Schulkleidung haben kleine Blumensträuße in den Händen, die sie uns übergeben wollen. Natürlich greifen wir gern zu. Aber irgendwann kann man nichts mehr annehmen. Die Hände können die Blumen kaum fassen. Man schaut in diese beeindruckenden Kinderaugen und ist einfach nur noch gerührt.

Vor dem Tor zum Schulgelände werden wir aufgehalten. Einige, schon etwas ältere Männer des Dorfes führen uns einen Tanz vor. Begleitet werden sie von den Tönen verschiedener Schlaginstrumente und dem Gesang der umstehenden Männer. Wir sind begeistert!

Gleich hinter dem Schultor steht auf dem Fußboden ein Willkommensgruß für uns, gelegt aus Blütenblättern.

Die Schule besteht aus mehreren Gebäuden, in denen sich jeweils ein Klassenraum befindet. Die Gebäude haben durch die Erdbeben Schaden genommen und werden jetzt erdbebensicherer gemacht. Der Putz an den Wänden wurde entfernt und Armierung angebracht. Nun muss alles noch neu verputzt werden. Es gibt also noch viel zu tun.

Unser erster Weg führt quer über den Schulhof in einen der Klassenräume. Vor dem Raum ziehen wir, wie in Nepal üblich, unsere Schuhe aus. Dann setzen wir uns auf den Boden. Jetzt folgt die offizielle Begrüßung. Die Vertreter der Schule werden vorgestellt. Anschließend führt eine Mädchengruppe einen Tanz vor. In einem kurzen Bericht erfahren wir vom Schulleiter wissenswertes über die Schule. Aktuell hat sie 316 Schüler, 174 Mädchen und 142 Jungen. An der Schule unterrichten 15 Lehrer, 4 Frauen und 11 Männer. Aufmerksam verfolgen wir die Ausführungen. Inzwischen haben sich viele Schüler eingefunden, die neugierig durch die Fenster schauen. Einige kleine Kinder sitzen mit ihren Müttern neben uns auf dem Fußboden.

Auf der Wand sehen wir Fotos von Aktionen, die an der Schule durchgeführt wurden. Stolz werden die Ergebnisse aufgezeigt.

Nach dem Vortrag haben wir Gelegenheit, uns auf dem Schulgelände umzusehen. Viele Dinge, die für uns selbstverständlich sind, wurden hier erst in den letzten Jahren realisiert: zum Beispiel getrennte Toiletten für Jungen und Mädchen oder die Möglichkeit für die Schüler, sich die Hände zu waschen. Dabei wurde auch daran gedacht, dass Schüler unterschiedlicher Altersklassen hier lernen und die Dinge benutzen müssen. An der Waschrinne ist eine Schautafel angebracht, auf der das richtige Vorgehen beim Händewaschen demonstriert wird.

Über den kleinen Spielplatz für die Vorschulkinder mit Wippe, Schaukel und Rutsche geht es in den Raum der Vorschulklasse und dann weiter durch Räume, die gerade wieder instand gesetzt werden. Inzwischen haben sich die Schüler auf dem Schulhof versammelt und warten auf uns. Sie haben in den letzten Monaten gelernt, wie sie sich im Katastrophenfall verhalten müssen und wollen uns das zeigen. Mit Tragen werden „verletzte“ Schüler aus dem Gebäude gebracht und vor unseren Augen „verarztet“. Alles geht sehr diszipliniert zu.

Das Treffen mit den Patenkindern

Und dann sind sie endlich da, die Patenkinder mit ihren Eltern bzw. Betreuern. Für einige war der Weg von zu Hause so weit, dass sie schon am Tag vorher angereist waren und in der Nähe übernachtet hatten. Um die Vorführung nicht zu stören, werden sie in die Klassenräume gebracht, in denen dann das Treffen mit den Paten stattfinden soll. Einige Paten haben die angekommenen Gäste schon gesehen und fiebern nun dem Ende der Vorführung der Schüler entgegen. Wie wird das Zusammentreffen sein? Werden alle Erwartungen erfüllt?

Die Patenkinder sind in einem unterschiedlichen Alter. Das jüngste hatte gerade seinen sechsten Geburtstag gefeiert, das älteste wird bald achtzehn Jahre alt. Dann wird diese Patenschaft beendet werden.

Eine Stunde ist für das Treffen geplant. Für den ersten Moment eine kurze Zeitspanne, aber die Zeit muss erst einmal ausgefüllt werden. Anschließend treffen wir uns zu einem gemeinsamen Mittagessen.

In den Klassenräumen treffen die Paten mit ihren Patenkindern zusammen. Man begrüßt sich, setzt sich auf den Boden und fängt an, Fragen zu stellen. Die ersten werden von den Eltern beantwortet. Die Patenkinder halten sich zurück. Um sich näher zu kommen, werden Geschenke werden überreicht und gemeinsam ausgepackt.

Mehrere Paten haben ein Fotoalbum mitgebracht. An Hand der Fotos erklären sie, wo und wie sie leben, welche Sehenswürdigkeiten es in der Nähe ihres Wohnortes gibt und vieles mehr. Mit den jüngeren Kindern wird gemeinsam gespielt und gemalt.

Bei jeder Gruppe ist ein Plan-Mitarbeiter dabei, der als Dolmetscher von Nepali ins Englische zur Verfügung steht. Einige der älteren Patenkinder sprechen Englisch. Durch die Gespräche untereinander ergeben sich auch Anfragen, die aber von den Mitarbeitern aus Hamburg bzw. aus Kathmandu geklärt werden können.

Wir treffen das Patenkind einer Leipziger Patin, die selbst nicht nach Nepal reisen konnte. Sie hat uns für das Mädchen Geschenke und einen Brief mitgegeben und wir haben auch noch ein paar Kleinigkeiten mitgenommen. Da ich kein Englisch spreche und mein Mann unterwegs war, um die Paten mit ihren Patenkindern zu fotografieren, habe ich unseren Reiseleiter Ohm gebeten, mich bei dem Gespräch zu unterstützen. So übersetzt er meine Fragen und natürlich auch die Antworten. Leider war das junge Mädchen sehr schüchtern, so dass kaum ein Gespräch in Gang gekommen ist. Zum Glück hatte ich noch ein Memory-Spiel dabei. Um die Zeit bis zum Mittagessen zu überbrücken, spielten wir dann alle gemeinsam. Dabei entwickelten auch die Erwachsenen Ergeiz und so hatten wir viel Spaß.

Wie auf unseren Reisen nach Vietnam und Sambia war unser Fotodrucker mit im Gepäck. So konnten wir als Erinnerung an diesen Tag für jedes Patenkind ein Foto gemeinsam mit den Paten ausdrucken und überreichen.

Nach dem Mittagessen, das aus Vorspeise, Buffet und Nachtisch bestand und sehr reichlich ausfiel, verabschiedeten sich die Patenkinder, ihre Eltern und Betreuer. Sie traten den Heimweg an, der für einige noch sehr lang war. Für uns blieb noch etwas Zeit für ein kleines Fußballspiel zwischen Schülern und Gästen ehe das Besuchsprogramm weiter ging.

Nach und nach finden sich alle am „Festplatz“ ein. Auf dem Boden vor der Treppe war eine große Plane ausgelegt, die von den Schülern umringt wurde. Auf dem Treppenabsatz standen Sitzgelegenheiten für uns Gäste. Nachdem wir Platz genommen hatten, ging das Programm los. Zwei kleine Mädchen aus der Vorschulgruppe wollten uns etwas vortanzen. Aber irgendwie trauten sie sich nicht ganz. Da gesellte sich noch ein drittes, etwas älteres Mädchen, dazu und los ging es. Aber leider spielte die Technik nicht mit und so wurden die kleinen Tänzerinnen immer wieder unterbrochen. Schade!

Es folgten dann noch zwei weitere Tänze. Den ersten zeigten vier junge Mädchen, die sich dafür extra chic gemacht haben. Der zweite, sehr ausdrucksstarke, Tanz wurde von einer jungen Frau vorgeführt. Die Zuschauer waren begeistert und klatschten im Takt zur Musik. Am Ende gab es viel Applaus.

Und dann waren wir an der Reihe. Wir gingen nach vorn und sangen unsere zwei einstudierten Kanons. Eine andere Art von Musik, die mit Beifall belohnt wurde. Als dann noch unsere drei Mutigen ihr Lied vortrugen und das Ganze mit vollem Körpereinsatz demonstrierten, wurden unzählige Handys gezückt. Jeder wollte das im Bild festhalten.

Als nächstes sammelten Thomas und Claudia einige Freiwillige um sich, um ihnen ein Spiel zu erklären. Die Mitspieler hockten im Kreis auf dem Boden. Claudia und Thomas mittendrin. Sie bemühten sich, die Vorgehensweise zu demonstrieren. Das Spiel war so ähnlich wie „Die Reise nach Jerusalem“, nur dass in diesem Fall Plastebecher von Mann zu Mann weitergegeben werden sollten. Die Zuschauer standen dicht gedrängt um den Kreis herum. Keiner wollte etwas verpassen. Aber so richtig kam das Spiel nicht in Fluss. Nach mehreren Versuchen wurde es deshalb abgebrochen.

Langsam ging unser Besuch in der Schule dem Ende entgegen. Wir verteilten an die Schüler unsere mitgebrachten Kleinigkeiten. Die Luftballons waren bei allen sehr begehrt. Auch die Erwachsenen hielten die Hände auf. Man musste ganz schön aufpassen. Schließlich sollten so viele wie möglich etwas bekommen. Um das zu gewährleisten übergaben wir die anderen Sachen Vertretern der Schule.

Inzwischen war der Platz vor der Treppe voller Menschen. Jeder wollte sehen, was wir für die Schule mitgebracht hatten. Neben Buntstiften, Blöcken, Kugelschreibern und Süßigkeiten wurde von den Plan-Mitarbeitern noch ein größeres Gastgeschenke übergeben. Zum Abschluss unseres Besuches hielt der Schulleiter eine Rede und bedankte sich bei uns für unser Kommen.

Über sechs Stunden waren wir in der Schule. Nun mussten wir Abschied nehmen, denn wir wollten noch das Plan-Büro in Hetauda besuchen.

Unsere Autos standen vor dem Schultor. Aber wie schon bei unserer Ankunft bildeten die Schüler auf dem Weg zwischen der Schule und der Straße ein Spalier. Da wollten wir uns auch ordentlich von ihnen verabschieden und nicht einfach nur mit dem Auto durchfahren. Wir gingen durch die Schülerreihen, wurden freundlich angelächelt und mit Blütenblättern beworfen. Da hatte man schon einen Kloß im Hals.

Mit den Autos ging es zurück nach Hetauda ins Plan-Büro. Inzwischen war es schon 17 Uhr. Wir konnten uns im Büro umsehen. An einer Wand hängt neben einer Karte von Nepal mit den Gebieten, in denen Plan arbeitet, eine große Aufstellung mit den Projekten in den Bereichen Gesundheit, Wasser, Sanitär, Hygiene und Basisversorgung. An einer anderen Wand sind Bilder von den Zerstörungen durch die Erdbeben zu sehen. Patenkinder stehen vor ihren eingestürzten Häusern, die ersten Hilfsgüter werden von Plan-Mitarbeitern übergeben. Im Gespräch bei einer Tasse Tee werden die zwei gemeinsamen Tage ausgewertet. Zur Ruhe gekommen, merkte man erst einmal, wie anstrengend der Tag gewesen ist. Wir werden von den Plan-Mitarbeitern herzlich verabschiedet und stellen uns noch für ein gemeinsames Foto auf. Um den Kopf etwas frei zu bekommen, wollen den Weg zum Hotel zu Fuß zurücklegen. Da es aber schon dunkel und die Straße teilweise unbefestigt ist, begleitet uns ein Mitarbeiter des Plan-Büros.

Nachdem wir uns etwas frisch gemacht haben treffen wir uns zum Abendessen im Hotelrestaurant. Gemeinsam wird der Tag ausgewertet. Alle sind sehr froh über das Treffen mit ihrem Patenkind und den Familienangehörigen. Immer wieder werden kleine Episoden erzählt. Es wird noch lange dauern, bis die vielfältigen Eindrücke des heutigen Tages verarbeitet sein werden.

Morgen geht es zurück nach Kathmandu und übermorgen nach Hause.

Die Fahrt nach Kathmandu

Vor dem Frühstück muss das Gepäck bereitgestellt werden, denn heute fahren wir wieder mit unserem Bus und alles muss noch eingeladen werden. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Kathmandu. Jette und Gina fahren mit den Plan-Mitarbeitern in einem Jeep. Sie wollen dieselbe Strecke nehmen wie auf der Hinfahrt nach Hetauda. Wir fahren über den Pass und hoffen, endlich einen Blick auf den Mount Everest zu erhaschen. Als es losgeht, regnet es.

Diese Strecke haben wir schon bei unseren Projektbesuchen zurückgelegt. Aber dieses Mal sitzen wir im Bus. Und da wird es, wenn ein Auto entgegen kommt, manchmal ganz schön eng. Auch ist die Aussicht aus dem Bus oftmals eine ganz andere als aus dem Auto. Man sitzt einfach weiter oben.

Die Straße geht stetig bergan. Da es nicht mehr regnet, steigen wir aus und gehen ein paar Schritte zu Fuß. Vor uns laufen Kinder in Schulkleidung, am Hang ist ein Kartoffelfeld. Zwischen den Bäumen ist ein riesiges Spinnennetz mit einer sehr großen Spinne. Weit und breit steht nur ein Haus. Unser Blick schweift über grüne Berghänge, düstere Wolken, eine kurvige Straße und tiefe Täler. Unterhalb der Straße befindet sich die Schule, die aus mehreren Gebäuden besteht. Eine beeindruckende Kulisse.

Wir steigen wieder ein und fahren weiter. Am Wegrand stehen Leute und warten auf den Bus. Vorbei geht es an Häusern, an denen der Mais zum Trocknen aufgehängt ist. Menschen stehen davor und winken uns zu. Im Tal sind die Felder terrassenförmig angeordnet. Von oben sehen wir die unterschiedlichsten Grüntöne. Felder mit Reis in unterschiedlichen Reifegraden, Hirse, Rettich und Kohl.

Am Straßenrand sehen wir aber auch durch das Erdbeben zerstörte Häuser. Teilweise sind sie abgestützt, manchmal hat der Neuaufbau schon bekommen. Die Steine wurden aufgestapelt um sie dann wieder nutzen zu können.

Wir kommen noch einmal an einem der Dörfer vorbei, dass wir vor zwei Tagen besucht haben. Überall sehen wir die blauen Toilettenhäuschen, die Plan und Unicef aufgebaut haben.

In Daman, einem kleinen Dorf auf 2322 m Höhe, machen wir eine Rast. Hier soll der mit Abstand beste, aber am wenigsten besuchte Aussichtspunkt sein. Die Aussicht auf den Himalaja soll atemberaubend sein.

In der Nähe des Restaurants befindet sich ein Felsen, den wir besteigen. Den Himalaja können wir hinter den tief hängenden Wolken nur erahnen. Aber die Stille ist wohltuend und wir genießen sie einen Moment. (Später können wir doch noch einen Blick auf den Himalaja erhaschen. Zwischen den Wolken sind am Horizont die schneebedeckten Riesen zu erkennen.)

Inzwischen hat Ohm sich darum gekümmert, dass wir etwas zu Essen bekommen. Es gibt frischen Rettich, Kartoffelchips, Pommes frites, eine Art Gurken und andere Kleinigkeiten. Neben Wasser wird auch noch ein Reisschnaps gereicht. Den Abschluss des Essens bildet der typische Chai. So gestärkt nehmen wir die noch verbleibenden 76 km bis Kathmandu in Angriff, den am Abend haben wir noch eine Einladung ins Bhojan Griha, einen restaurierten Ranapalast. Neben dem landestypischen Essen wird es noch folkloristische Darbietungen geben. Wir sind gespannt!

Morgen geht es wieder nach Hause.